Mark Albin

Regenbogen

Es gibt hier so viel echte natürliche Schönheit! Und es ist so, wie das japanische Sprichwort sagt: „Wo auch immer ich bin, da ist mein Dojo!“; überall da, wo ich achtsam bin und tatsächlich erfahre, was ich jemals gelernt, geübt, verstanden und gesehen habe. Harada Roshi, mein Zen-Meister, pflegte eine drehende Bewegung mit seinen Händen zu machen und dazu mit seiner tiefen Stimme die Worte „Washing mind, washing mind“ zu wiederholen.

Ich lächle derzeit häufig. Ich bin tief berührt von den magischen und erhellenden Energie-Kräften, die ich bei jeder neuen Wanderung in den Bergen hier in unserer Ecke der Schweiz erleben darf. Ich genieße es, an einem schönen Ort zu leben.
Aufgewachsen bin ich in der Nähe von Disneyland in Südkalifornien, einem Ort, an dem die Menschen auch Glück suchen und es vielleicht sogar finden. Ich war bestimmt fünfzig Mal dort. Doch als Jugendlicher und als junger Mann empfand ich es als nicht einfach zu lächeln, nicht in Disneyland, nicht für die Kamera und vor allem nicht vor dem Spiegel. Mein Innenleben war sehr ernst, voll von Zweifeln über mich selbst, über den Zustand der Welt und später auch über den Zustand meines Landes. Aus verschiedensten Gründen erschien es mir eher furchteinflößend als ermutigend, über meine eigene Zukunft und die der Menschheit nachzudenken.

Eine lange und wechselvolle Reihe von Ereignissen hat mich jetzt in dieses Land geführt. Ein Land, das berühmt ist für seine Kühe, seinen Käse, seine Banken – und für seine Natur! Viele Menschen haben in der Schweiz Zuflucht gesucht und vielleicht ist es bei mir genauso. Die Natur verhilft dem Geist zu mehr Klarheit. Führt Klarheit zum Glück?

Einige der Menschen, die mein Leben in jungen Jahren maßgeblich beeinflusst haben und mich immer noch durch ihren klaren Lebensstil beeindrucken, stammen aus diesem Land oder haben über Jahre hier gelebt. Sie waren außergewöhnliche Persönlichkeiten und sind bewundernswerte Vorbilder für mich. Einige von ihnen möchte ich erwähnen:

Jean-Jacques Rousseau wurde in Genf geboren und entdeckte seine enge Verbindung mit der Natur am Bieler See. Sein Edler Wilder inspirierte mich 1981 dazu, das College abzubrechen und zum Matterhorn im Südosten der Schweiz zu reisen (es war dort viel kälter, als ich erwartet hatte und ich kehrte ernüchtert und mit dem Ziel, Deutsch zu lernen an die UCLA zurück).

Friedrich Nietzsche, den ich als Geschichts-Student an der UCLA für mich entdeckte, half mir (und vielen anderen), mein Denken ‚jenseits von Gut und Böse‘ auszudehnen. Er verbrachte seinen Lebensabend in Sils-Maria und suchte zur Unterstützung seines Denkens und Schreibens gerne energiegeladene Orte auf.

Hermann Hesse verließ ebenfalls sein Heimatland Deutschland und ging in die Schweiz. In seinen in Montagnola unweit des Luganer Sees verfassten Schriften versuchte er alles, um die zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebenden Deutschen zu überzeugen, etwas Besseres zu sein als bloße Soldaten und Kriegsknechte. Diese Männer waren nicht in der Lage ihm zuzuhören. Erst spätere Generationen konnten, nachdem sie ihn gelesen hatten, eine tiefere Sicht auf das Leben entwickeln und sich von materialistischen und militaristischen Ideen abwenden. Ich hörte ihm zu.

Rudolf Steiner lieferte bahnbrechende und umsetzbare Erkenntnisse für die Bereiche Medizin, Landwirtschaft, Erziehung und Kunst. Seine ‚inklusiven‘ Gemeinschaften waren wichtige Informationsquellen für mich bei meiner Arbeit im sozialen Bereich. Er errichtete das Zentrum seiner anthroposophischen Bewegung in Dornach. Seine Lehren zur Menschheitsgeschichte haben mein Verständnis von Evolution und Fortschritt immens erweitert.

Jiddu Krishnamurti stellte, als ich sechzehn war, mein Leben auf den Kopf mit dem Buch ‚Du bist die Welt‘, in dem die kritischen, leidenschaftlichen und kompromisslosen Einsichten seines hellsichtigen Verstandes weitergegeben wurden. In den Jahren 1961 bis 1985 kam er regelmäßig nach Saanen in der Schweiz, um zu lehren und auch, um sich zu erholen. Ich durfte zwei Vorträge von Krishnamurti in Ojai, Kalifornien besuchen und die Klarheit seines Auftretens beeindruckt mich noch heute. Für mich war er jenseits von meinem reinen Buchwissen der erste lebende Beweis, dass die Stille lebt und dass menschliche Wesen ein wahrhaft tiefes und schönes Leben führen können.

Mario Mantese, Meister M ist ein ganz besonderer Weisheitslehrer der heutigen Zeit. Als junger Mann verließ er seine Heimat in der Schweiz, um Bassist bei der Soul-Funk-Band Heatwave zu werden. Nach einer transformierenden Nahtod-Erfahrung, begann er zu schreiben und Begegnungen mit ihm auf der ganzen Welt anzubieten. Ich habe das Glück, seine Zusammenkünfte in Winterthur und Biel besuchen zu dürfen. Ich habe einige seiner Bücher übersetzt - mit dem Wunsch, noch tiefer mit seinen Lehren von der ‚reinen Liebe‘ in Berührung zu kommen. Mario und die Arbeit von Meister M zeigen mir jeden Tag, dass es möglich ist, ein ‚normales‘ Leben in der Welt zu führen und zugleich unser spirituelles Bewusstsein zu vertiefen. Licht und Liebe sind unsere Grundlage, aus der heraus wir leben können.

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Dies sind einige meiner Mentoren. Ich finde sie bemerkenswert und sie erinnern mich stetig daran, wie großartig und klar unser Geist sein kann. Sie haben mir geholfen, gute Fragen zu stellen und meinen Verstand sowie mein Herz auf gute Bahnen zu lenken. Sie spiegeln mir wider, dass jedes einzelne Leben von großer Bedeutung sein kann. Die tiefen Qualitäten des menschlichen Herzens selbst zu erfahren und mit anderen zu teilen bedeutet mitzuhelfen, die Rohheiten und Grausamkeiten zu überwinden, die unser menschliches Kollektiv immer noch in einem defensiven Überlebensmodus festhalten.

Es fühlt sich gut an, in der Schweiz zu sein und mich selbst aufrichtig lächeln zu sehen. Wir brauchen sicherlich nicht ununterbrochen zu lächeln. Doch ich hoffe, du kannst geistige Klarheit spüren, so dass du ein ganz natürliches Lächeln zeigen und das, was dahintersteckt, mit anderen teilen kannst – ganz egal, wo du bist. Die Orte und die Menschen, die dich geliebt und inspiriert haben, leben in diesem Lächeln weiter. Das ist wunderschön!

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